Altmeister-Regisseur Steven Spielberg
verfilmte hier den Bestseller-Roman (2011) von Ernest Cline, in dem
sich alles um eine dystopische Zukunftswelt dreht. Dort entfliehen
die Menschen der unangenehmen Realität, indem sie über VR-Brillen
ein virtuelles Multiplayer-Game spielen, in dem sie alles sein und
überall hin können: Andere Wesen von fremden Planeten, Figuren aus
Zeichentrickfilmen, furchteinflößende Kreaturen oder sogar andere
Geschlechter mit anderen Namen, Surfen auf Monsterwellen, Bergsteigen
mit Batman oder Skifahren an den Pyramiden.
Die Leute verbringen die
meiste Zeit in dieser Scheinwelt, nur zum Essen und Schlafen
verlassen sie sie wieder. In dieser Welt kann man sogar Geld
verdienen und dieses in der Realität benutzen, jedoch kann man auch
alles wieder verlieren, wenn sein eigener Avatar getötet wird.
Der 18-Jährige Waisenjunge Wade Watts (Tye
Sheridan) lebt im Jahr 2045 bei seiner Tante Alice (Susan Lynch) in
der Stadt Columbus im US-Bundesstaat Ohio. Auch er ist ein großer
Fan der virtuellen Welt namens „Oasis“. Durch eine
Umweltkatastrophe im Jahr 2027 leben die meisten Menschen verarmt in
sogenannten „Stacks“, in Siedlungen, die aus übereinander
gestapelten Wohncontainern bestehen. Die Erfinder von Oasis, James
Halliday (Mark Rylance) und Ogden Morrow (Simon Pegg), wurden dadurch
steinreich. Ogden stieg allerdings eines Tages aus der gemeinsamen
Firma „Gregorious Games“ aus und Halliday verstarb plötzlich im
Jahr 2040. Doch Halliday hatte kurz vor seinem Tod noch ein
Video-Testament erstellt und später an alle ausgesandt. In dieser
Botschaft teilte er mit, dass in der Oasis ein sogenanntes „Easter
Egg“ (hier: Osterei = ein in einem Spiel verborgenes Objekt)
versteckt ist. Wer das Ei findet, erbt sein Vermögen von über 500
Milliarden Dollar und erhält auch die Kontrolle über die Oasis. Das
Easter Egg ist jedoch nicht leicht zu entdecken. Um es sich zu
schnappen, gilt es, 3 Schlüssel zu finden, die gut im Spiel
verborgen sind und jeweils ein Rätsel mitliefern. Informationen, um
die Rätsel zu lösen, liefert nur eine virtuelle Datenbank, in der
alles über Hallidays Leben gespeichert wurde. Wade alias Parzival
möchte unbedingt gewinnen, dazu braucht er aber auch die Hilfe
seiner virtuellen Freunde Artemis (Olivia Cooke), Aech (Lena Waithe),
Daito (Win Morisaki) und Sho (Philip Zao). Und auch der
profitsüchtige Unternehmer Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) mit
seiner Firma IOI (Innovative Online Industries) ist darauf aus,
dieses Spiel für sich zu entscheiden. Denn dadurch würde er zum
mächtigsten Wirtschafts-Boss der Welt aufsteigen.
Ganz unterhaltsamer Sci-Fi-Streifen vom Altmeister
des Eskapismus, Steven Spielberg, aber beileibe nicht sein bester
Film und schon gar kein Meisterwerk. Da hat er schon Besseres in
diesem Genre abgeliefert, wie zum Beispiel „E.T.“ (1982) oder
„Minority Report“ (2002). Das Grundgerüst der Romanvorlage hat
man im Drehbuch beibehalten, allerdings wurde der Schwerpunkt zu sehr
auf die virtuelle Welt der Oasis gelegt und wenig über das wirkliche
2045 erzählt. Es gibt nur am Anfang einen Hinweis durch die
Off-Stimme Wades, dass es zuvor 2027 eine große Maissirup-Dürre und
einen Bandbreitenaufstand gab, infolge dessen offenbar viele Menschen
umgekommen sind, auch seine Eltern. Das Ganze klingt aber nicht
wirklich bedrohlich, eher hört sich das ziemlich harmlos an.
Trotzdem soll die Wirklichkeit nun so grausam sein, dass alle in eine
Scheinumgebung fliehen, welches aber im Film nicht vermittelt wird. Zumindest gibt der Streifen eine finale, aber wenig überraschende
Aussage ab: Die Wirklichkeit ist doch besser als der Cyberspace,
"denn die Realität ist die einzige, die real ist und nur dort
bekommt man was Vernünftiges zu essen". In der hier
vorgestellten Wirklichkeit gibt es auch weniger Futuristisches, als
man vielleicht zuvor annahm. Da wird höchstens mal eine Pizza per
Drohne bestellt oder mit ähnlichen Geräten Jagd auf Flüchtige
gemacht. An dieser Stelle ist eventuell die Angst vor
Totalüberwachung im Film angedeutet worden. Die Schauspieler bleiben
dabei insgesamt etwas hinter den toll gemachten Spezialeffekten
zurück, zu dominant ist die Computerwelt der Oasis in diesem
Streifen. Als Zuschauer wird man fast davon erschlagen, wenn sich die
Protagonisten um die Figur des Parzival auf die sogenannte „Quest“
machen, auf die Suche nach den 3 farbigen Schlüsseln. Schon die
erste Aktion mit dem Autorennen, das auf New Yorks Liberty Island
startet, kann man viele Details erst auf den zweiten Blick erkennen.
Am unübersichtlichsten wird es dann in der Schlacht auf dem düsteren
Planeten Doom, auf dem vermutlich ein weiterer Hinweis für die Quest
zu finden ist.
Das große Plus von „Ready Player One“ sind
die zahlreichen Referenzen auf die Popkultur speziell der 70er und
80er Jahre. Filme, Musik oder Videospiele, Vieles aus jener Zeit wird
hier zitiert. Am originellsten ist meiner Meinung nach „Zemeckis
Zauberwürfel“, mit dem man die Zeit um eine Minute zurückdrehen
kann. Eine zweideutige Anspielung auf den berühmten Rubiks Würfel
und gleichzeitig auf Robert Zemeckis, dem Regisseur der
„Zurück-in-die-Zukunft“-Filme. Beide waren sozusagen Hits in den
1980ern. Musikalisch hat hier wieder Alan Silvestri mit Hand
angelegt, der schon bei den erwähnten Zurück-in-die-Zukunft-Streifen
als Komponist agierte und auch Spielberg war zu jener Zeit dort schon
als Produzent mit von der Partie. So schließt sich der filmische
Kreis!
Ein gut gemachter Gamer-Film, an manchen Stellen etwas zu kitschig und vorhersehbar für meinen Geschmack. Note: Gut! 7 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰✰
Daten zum Film:
Spielfilm, USA
2018, ca. 135 Min., FSK: ab 12. Darsteller: Ben Mendelsohn, Hannah
John-Kamen, T.J.Miller, Susan Lynch, Tye Sheridan, Olivia Cooke, Win
Morisaki, u.a. Drehbuch: Ernest Cline, Zak Penn. Musik: Alan Silvestri.
Schnitt: Michael Kahn. Kamera: Janusz Kaminski. Produktion/Vertrieb:
Village Road Show Films/RatPac-Dune/Warner Bros. Regie: Steven
Spielberg.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen