Filmkritik: Solo - A Star Wars Story
Der Science-Fiction-Film liefert hier als zweiter Ableger (Spin-Off) nach „Rogue One“ (2016) die Lebensgeschichte des Schmugglers Han Solo aus der bekannten Krieg-der-Sterne-Reihe. Zeitlich einzuordnen ist dieser Streifen zwischen den Star-Wars-Episoden 3 und 4, da zum Beispiel in dem Space-Western erste Andeutungen einer aufkommenden Rebellion gemacht werden oder es Hinweise auf die Gangsterbande um Jabba the Hutt gibt, mit der sich Solo später anlegt. Ungewöhnlich für einen Film dieses Franchise ist wohl die Tatsache, dass es hier ausnahmsweise mal nicht um Jedi-Ritter, deren Wissen um die Macht und Laser-Schwerter geht.
Das böse Imperium hat durch kriegerische Handlungen bereits die Kontrolle über viele Planetensysteme der Galaxis übernommen und verbreitet dabei Angst und Schrecken. Verbrechersyndikate, die mit dem Imperium kooperieren, konkurrieren um Nahrung, Medizin, Ressourcen und Hypertreibstoff. Der junge Han (Alden Ehrenreich) hält sich auf dem Schiffsbau-Planeten Corellia mit gelegentlichen Diebstählen über Wasser. Um der Armut und Trostlosigkeit in der Hauptstadt Coronet zu entfliehen, will er durch den Diebstahl des wertvollen Flüssig-Treibstoffs Coaxium den vom Imperium kontrollierten Planeten verlassen. Seine Freundin Qi´ra (Emilia Clarke) soll ihn dabei begleiten, jedoch schafft es nur Han am Raumhafen von Coronet durch die imperialen Sicherheits-Kontrollen, während Qi´ra von Schergen des Syndikats „White Worms“ zurückgehalten wird. Er selber schwört jedoch, eines Tages wieder auf den Planeten zurückzukehren, um seine geliebte Freundin zu befreien. Doch dazu benötigt er zunächst mal eine Pilotenausbildung und ein schnelles Schiff.
Ganz netter Streifen über die Figur des Han Solo aus der berühmten Weltraum-Saga, der einige Informationen über dessen Werdegang liefert. Ob das nun unbedingt nötig war, sei mal dahingestellt, dennoch sorgt er für gute Unterhaltung, Spannung und etwas Humor, auch wenn man jetzt nicht unbedingt Fan dieser Geschichten ist.
Meines Erachtens ist dieser Weltraum-Western wesentlich gelungener und das Drehbuch ausgefeilter als zuvor bei Episode 8 (2017). Ebenfalls besser gelungen als in der neuen Trilogie ist die Charakterzeichnung der einzelnen Figuren. Da zeigen sich wieder die Qualitäten von Regisseur und Oscarpreisträger Ron Howard, der für "A Beautiful Mind" im Jahr 2002 zwei Trophäen gewann und sich hier mächtig ins Zeug legt. Man erfährt zum Beispiel, wie Solo seinen Kumpel und späteren Co-Piloten, den zotteligen Wookie namens Chewbacca (Joonas Suotamo), in Gefangenschaft kennenlernt oder er durch Glücksspiel - das Kartenspiel Sabacc - gegen Lando Calrissian (Donald Glover) an sein bekanntes Schiff, den Millennium Falken, gelangt, mit dem er den sogenannten Corsal-Flug von Kessel in 12 Parsec schafft.
Tricktechnisch wird wieder so Einiges aufgeboten und sorgt dafür, dass hier interessante neue Welten, Figuren und Fahrzeuge auf die Leinwand gezaubert wurden. Beispielsweise ist es auf Corellia fast immer dunkel und schmutzig, die Hauptstadt sieht dabei aus wie ein riesiges Fabrikgelände, oder etwa der gebirgige Planet Vandor-1, auf dem Han Solo zusammen mit einer Diebesbande unter dem Anführer Tobias Beckett (Woody Harrelson) einen futuristischen Güterzug überfallen will, der das wertvolle Coaxium transportiert. Vor allem sind es wirklich die Fahrzeuge, die einem Science-Fiction-Fan das Herz höher schlagen lassen, wie zum Beispiel der geklaute Schwebeflitzer von Han auf Corellia, ein imperialer AT-Schlepper oder die riesige Raumschiff-Jacht von Dryden Vos (Paul Bettany), dem ranghohen Boss des Verbrechersyndikats „Crimson Dawn“. Die Jacht sieht dabei aus wie ein großes, schwarz-goldenes Segel, das erhaben durch die Luft schwebt und schon von weitem Angst einflößt. Gelungene, wie weniger gelungene Figuren tun ihr Übriges, um diese fiktive Welt mit Leben zu füllen. Ganz spaßig ist etwa die schimpansen-ähnliche Darstellung des Rio, dem Ardennianer in Becketts Diebesbande, der 4 Arme besitzt und gerne später mal eine eigene Cantina eröffnen möchte. Weniger gelungen und etwas nervig ist die Figur der menschlich programmierten Roboter-Dame L3 (Phoebe Waller-Bridge), die eine Art Ersatzfreundin des Schmugglers Lando ist und ständig über Gleichberechtigung von Droiden quasselt. L3 erinnert dabei so ein wenig an den bekannten Protokoll-Droiden C3PO aus den Hauptfilmen, nur eben weniger interessant.
Die Schauspieler agieren insgesamt sehr solide, auch wenn Alden Ehrenreich als Han neben einem gestandenen Darsteller wie Woddy Harrelson etwas blass aussieht. Die Figur der Qi´ra bleibt dabei etwas im Dunkeln. Man erfährt wenig darüber, wie sie später im Film vom Planeten Corellia entfliehen konnte und auch das Ende bleibt offen, so dass zu vermuten ist, dass es noch eine Fortsetzung geben wird, trotz des Flops an den Kinokassen. Für den Score ist wieder John Williams verantwortlich, der damals schon die Star-Wars-Titelmelodie selbst komponierte und hier noch das Han-Solo-Thema beisteuerte. Nominierungen gab es bei den Acadamy Awards 2019 für die besten visuellen Effekte und eine weitere Nominierung 2019 bei den Grammy Awards für die beste Intsrumentalkomposition.
Gelungener Krieg-der-Sterne-Ableger, mit guter Story und insgesamt überzeugenden Darstellern. Meine Beurteilung: "Sehr gut"! 8 von 10 möglichen Sternen: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐✰✰
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